Blauregen schneiden – so sieht der ideale Rückschnitt der Glyzinie aus

Blauregen zählt zu den Blüten-Hochkarätern unter den Kletterpflanzen. Damit sich das prachtvolle Blütenmärchen in jedem Frühjahr wiederholt, verlangt das wuchsstarke Ziergehölz zwei Mal im Jahr nach einem beherzten Rückschnitt. Wird der Schnitt im Winter und Sommer versäumt, wuchert die Glyzinie unkontrolliert, büßt erheblich an Blühfreudigkeit ein und kann sogar Gebäude beschädigen. Diese Anleitung erläutert detailliert, wann und wie Sie eine Wisteria an ihrer Rankhilfe fachgerecht beschneiden.
Inhaltsverzeichnis
Schnittanleitung: Erhaltungsschnitt in zwei Schritten
Die Schnittführung für den Erhaltungsschnitt folgt stets identischen Prämissen. Das gilt unabhängig davon, ob ein Blauregen zur Begrünung von Fassade, Pergola, Wandspalier oder Zaun verwendet wird. Diese zentrale Schnittmaßnahme erfolgt in zwei Etappen.
Die erste Etappe verfolgt das Ziel, das gesamte Gehölz gründlich auszulichten und zu verschneiden, sodass Licht und Luft alle Regionen im Strauch erreichen. Zudem wird darauf hingearbeitet, dass die Glyzinie im Herbst ihre ganze Kraft in die Anlage der Knospen für die nächste Blütezeit investiert. Die zweite Etappe fokussiert auf die Kurztriebe.
Da ein Blauregen am alten Kurzholz seine Blüten trägt, schneiden Sie hier einige Monate später ein zweites Mal, um die Blühwilligkeit für das kommende Frühjahr zu begünstigen. Alle relevanten Aspekte rund um die beiden Phasen des Hauptschnitts werden im Folgenden detailliert erläutert.
Erster Schnitt im Spätsommer
An einem gut etablierten Blauregen ruht die Schere, solange das Prachtgehölz in Blüte steht. Etwa 6 bis 8 Wochen nach dem Ende der Blütezeit öffnet sich zwischen Ende Juli und Anfang August das Zeitfenster, um die Glyzinie zu schneiden.
In dieser Abfolge machen Sie es richtig:
- langärmelige Kleidung und Handschuhe anlegen zum Schutz vor den giftigen Alkaloiden
- abgeblühte und junge Triebe rigoros über dem 4. Auge beschneiden
- wuchernde, überalterte Äste radikal auf Stamm verschneiden
- alle alten, giftigen Fruchtstände vollständig entfernen
Am Ende dieser Schnittmaßnahme haben Sie alle zu dichten Astpartien entfernt und die darunter befindlichen Triebe und Blätter ausgelichtet. Bitte beachten Sie, dass Blätter ohne Zugang zum Licht keine Energie produzieren, die für eine üppige Blüte essenziell ist. Schneiden Sie fernerhin alle Triebe bodennah ab, die aus dem Wurzelstock sprießen. Bei veredelten Wisteria handelt es sich um wuchsstarke Wasserschosser, die danach streben, aus der Wildunterlage den Edelteil zu überwuchern.
Zweiter Schnitt im Spätwinter
Sobald im späten Winter oder zeitigen Frühjahr die Knospen schwellen, steht die zweite Etappe des Erhaltungsschnitts auf dem Programm. Wann genau Sie diesen Rückschnitt vornehmen, bestimmt die Witterung. Es sollte ein frostfreier, bedeckter, trockener Tag zwischen Ende Februar und Mitte März sein.
Jetzt richtet sich das Augenmerk auf die Kurztriebe, denn hier entscheidet sich, in welchen Dimensionen die Glyzinie den Frühlingsgarten mit ihren Blütentrauben überflutet.
Diese einfache Schnittführung wird mit üppiger Blütenfülle belohnt:
- die im Spätsommer eingekürzten Triebe nochmals beschneiden bis auf 2 oder 3 Knospen
- Knospen befinden sich an der Basis eines Kurztriebes und sind fühlbar dicker, als ein Blattknoten
Von Jahr zu Jahr entwickeln sich an den Kurztrieben verdickte Enden, die besonders kräftig blühen. Dennoch lässt an älteren Kurztrieben früher oder später die Blühwilligkeit nach, weil sie überaltern. Dann ist die Zeit gekommen für einen Generationswechsel. Die alten Kurztriebe müssen sukzessive auf Stamm weichen, um Platz zu machen für junge Zweige, die Sie nach der erläuterten Schnittführung zwei Mal im Jahr verschneiden.
Erziehungsschnitt an Pergola und Rosenbogen
Mit einem jungen Blauregen zaubern Sie im Garten atemberaubende Blütenbilder entlang einer formschönen Rankhilfe. Gerne verwenden kreative Hobbygärtner eine Pergola oder einen Rosenbogen. Die Erziehung hat nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn der majestätische Kletterstrauch sich noch im Aufbau befindet. Fernerhin sollte die Rankhilfe aus massivem Material bestehen, um das stetig expandierende Gewicht einer Glyzinie zu stemmen.
Die Erziehung verläuft wunschgemäß, indem Sie die beiden Hauptstämme spiralförmig an der Kletterhilfe anbinden. Indem Sie den jeweiligen Jahrestrieb der Hauptstämme im Spätsommer auf einen Meter Länge einkürzen, rufen Sie einen Saftstau hervor, der die Blütenbildung maßgeblich fördert. Die aus den Haupttrieben sprießenden Jungtriebe leiten Sie entlang der Pergola und schneiden Sie jedes Jahr in den hier erläuterten Etappen im Spätsommer und Winter.
Erziehungsschnitt an Wandspalier
Richtig aufgeleitet an einem stabilen Wandspalier, kreieren Sie mit einem Blauregen eine malerische Kulisse. Obschon eine horizontale Erziehung die blütenstärksten Wisteria hervorbringt, erfüllt die Kletterpflanze in vertikaler Richtung mit dem fachgerechten Schnitt ebenfalls die Erwartungen.
So geht es:
- den stärksten Trieb zum Stamm erwählen und auf 70 bis 90 cm Höhe beschneiden
- sämtliche Seitenäste auf Stamm entfernen
- den eingekürzten Leittrieb an der Rankhilfe anbinden
- im Sommer lediglich 2 Seitentriebe stehen lassen und im 45-Grad-Winkel am Spalier anbinden
- diese beiden Seitenzweige im Juli/August auf 10 bis 15 cm Länge verschneiden
- im zweiten Winter den Leittrieb im Abstand von 80 cm oberhalb der obersten Verzweigung abschneiden
- im darauf folgenden Sommer das nächste Paar Seitentriebe schräg nach oben leiten
- zugleich die Verzweigungen dieser Seitentriebe auf 15 cm Länge einkürzen
- alle überflüssigen, störenden Zweige auf Stamm abschneiden
Diesen Schnitt-Regeln folgen Sie bitte so lange, bis sich am Blauregen eine ausreichende Anzahl an Seitenast-Paaren entwickelt hat, um das Spalier üppig zu begrünen. Hat sich nach 3 bis 4 Jahren (bei einer veredelten Glyzinie) respektive nach 7 bis 10 Jahren (bei einer sämlings-vermehrten Wisteria) die erste Blütezeit entfaltet, mündet der Erziehungsschnitt in den Erhaltungsschnitt.
Erziehung zum Hochstamm
Blauregen zählt zu den wenigen Kletterpflanzen, die im Verlauf ihres Wachstums eine Krone selbst tragen können. Um das opulente Blütengehölz zum Hochstamm zu erziehen, zielen die Schnittmaßnahmen an einer Jungpflanze primär auf einen kräftigen Stamm ab. Bis sich der Leittrieb zum tragenden Stamm entwickelt hat, wird er mit 3 Pfosten gestützt. Diese sollten bereits der Höhe des adulten Hochstamms entsprechen. Dank der beeindruckenden Wuchskraft, gestaltet sich der Rückschnitt der Triebe für die Kronenbildung unkompliziert.
In diesen Schritten gehen Sie korrekt vor:
- an einem veredelten Blauregen aus der Baumschule im Frühjahr den Leittrieb um ein Drittel einkürzen
- um den Leittrieb 3 stabile Pfosten in die Erde schlagen
- den zukünftigen Stamm an den Pfosten mit breitem Bindematerial befestigen
- bis auf 3 oder 4 Hauptäste alle Seitentriebe vom Stamm entfernen
- diese Hauptäste mit Draht in der gewünschten Kronenform fixieren, bis sie die Seitenzweige tragen
- im Spätsommer alle neuen Äste um die Hälfte einkürzen
- den Leittrieb parallel zum Wachstum anbinden
Erfahrungsgemäß hat der Leittrieb im zweiten Jahr die ideale Höhe für einen Hochstamm erzielt. Ende Februar/Anfang März werden die im Spätsommer beschnittenen Triebe auf 2 Knospen eingekürzt. Entfernen Sie in der Folge konsequent alle Seitentriebe auf Stamm, die nicht an der Gestaltung der Krone beteiligt sind.
Achten Sie bitte darauf, dass der Stützdraht nicht in die Rinde der Hauptäste einwächst. Bis sie ihre Last tragen können, lassen Sie entweder keine oder nur einige wenige Seitentriebe stehen. Im dritten Standjahr ist die Kronenformung in der Regel abgeschlossen. Ab diesem Zeitpunkt unterziehen Sie die Kronenzweige dem alljährlichen Erhaltungsschnitt, entfernen regelmäßig überflüssige Stammtriebe und schneiden Wasserschosser am Wurzelstock ab.