Wildverbiss: So schützen und behandeln Sie Bäume

Nicht nur auf dem Land, selbst in der Großstadt sind Gartenbäume nicht vor gefräßigen Tieren sicher. Besonders im Winter lassen sich Rehe und Wildkaninchen die Rinde schmecken. So schützen Sie Bäume vor Wildverbiss.
Auf den Punkt gebracht
- Wild durch geeignete Maschendrahtzäune oder dichte Dornenhecken fernhalten
- Baumstämme mit Manschetten, Schonern oder Drahtkäfige einhüllen
- Stämme mit Kalkanstrich oder anderem ungiftigen Vergrämungsmittel versehen
- junge Bäume besonders gefährdet
- größere Wunden sowie Wildverbiss im Winter immer abdecken
Inhaltsverzeichnis
Bäume vor Wildverbiss schützen
Einem Wildverbiss lässt sich durch mechanische oder chemische Mittel recht einfach vorbeugen. Insbesondere im Winter sollten Sie jedoch auch bedenken, dass die Tiere aus purer Futternot in Ihren Garten eindringen und dort die Bäume anknabbern. Bieten Sie Rehen und Wildkaninchen geeignetes Futter an, dann lassen sie die Obst- und Ziergehölze in Ruhe. Nachfolgend einige Tipps, um Bäume vor Wildverbiss zu schützen.
1. Mechanischer Baumschutz
Mit einem geeigneten Zaun können Sie Wildtiere aus Ihrem Garten fernhalten. Damit Wildkaninchen, Rehe und Rotwild keine Chance zum Eindringen haben, sollten Sie Maschendrahtzaun wählen, der
- möglichst engmaschig (maximal vier Zentimeter) ist
- mindestens 190 Zentimeter hoch ist
- mindestens 40 Zentimeter tief in den Boden reicht
Hinweis: Dichte Dornenhecken, etwa aus Berberitze und Weißdorn, können zudem Rehe und Rotwild fernhalten, allerdings keine Wildkaninchen. Ihren Bäumen droht unter Umständen also immer noch Wildverbiss, allerdings in geringerem Ausmaß.
Stammschutz
Wenn der Bau eines solchen Zauns nicht möglich ist, etwa wegen vorhandener Bauvorschriften, dann sollten Sie einen Einzelschutz für jeden Baum installieren. Hierfür sind im Handel so genannte Stammschoner oder Manschetten erhältlich, die aus festem Kunststoff bestehen und einfach um den Baumstamm gelegt werden.
Hinweis: Achten Sie darauf, dass diese an einer Seite offen sind, damit der Stamm weiterhin an Dicke zulegen kann.
Drahtkäfig
Alternativ können Sie den Stamm aber auch in einen Drahtkäfig hüllen und den Baum so vor Wildverbiss schützen. Hierzu gehen Sie wie folgt vor:
- drei bis vier Holzpfosten stabil in den Boden treiben
- engmaschigen Draht darum wickeln
- gut befestigen (z. B. mit Kabelbindern)
- Draht vom Boden bis zum Stammende
Der Vorteil eines solchen Drahtkäfigs besteht darin, dass der Baum darin mehr Platz zum Wachsen hat.
Tipp: Statt Maschendraht oder Kunststoffmanschetten können Sie auch Schilfrohrmatten verwenden, die Sie im Winter um die Baumstämme wickeln und befestigen. Diese schützen nicht nur vor Wildverbiss, sondern bei empfindlichen Gewächsen auch vor Kälte.
2. Vergrämungsmittel
Vergrämungsmittel sind chemische Mittel, mit denen etwa der Stamm angestrichen wird. Diese Mittel enthalten meist von Wildtieren als unangenehm empfundene Gerüche oder Geschmäcker, so dass Rehe und Co. schnell von den Gartenbäumen Abstand nehmen und sich ihr Futter wo anders suchen.
Klassisch ist etwa der weiße Kalkanstrich für Obstbäume, der Rehen und Rotwild nicht schmeck. Zudem hat Kalk den angenehmen Nebeneffekt, in der Rinde überwinternde Schädlinge unschädlich zu machen. Daher empfiehlt er sich vor allem für vom Apfelwickler geplagte Apfelbäume.
Andere Vergrämungsmittel setzen hingegen auf eine abschreckende Wirkung wie etwa das auf Blutmehl basierende „Wildstopp“. Rehe und andere Pflanzenfresser werden durch den Blutgeruch, der für uns Menschen kaum wahrnehmbar ist, in die Flucht geschlagen. Schließlich könnte das Raubtier noch in der Nähe lauern.
Tipp: Rosen und Beerensträucher lassen sich wiederum gut mit Steinmehl einstäuben. Dieses hat einen bitteren Geschmack, weswegen damit behandelte Pflanzen gemieden werden. Allerdings hat Steinmehl den Nachteil, dass man die Behandlung immer wieder aufs Neue durchführen muss: Nach einem Regenguss ist die schützende Schicht abgewaschen.
3. Futter anbieten
Insbesondere in schneereichen Wintern kann die Gefahr eines Wildverbisses trotz verschiedener Maßnahmen steigen, weil Rehe und Wildkaninchen einfach nicht mehr genügend Futter finden und Hunger leiden.
Um Ihre Bäume vor Wildverbiss zu schützen, lenken Sie die Tiere mit Heu und Futterzweigen ab, welches Sie an geeigneten Stellen platzieren können. Doch Vorsicht: Füttern Sie kein Getreide, Gemüsereste oder ähnliches, da dies auch Ratten und Mäuse anlockt!
Wildverbiss an Bäumen behandeln
Ob ein Schaden durch Wildverbiss versorgt werden muss, hängt von drei Faktoren ab:
- Jahreszeit
- Umfang und Größe der Verletzung
- Alter des Baumes
Entstehen Wildverbisse im Winter, sollten die Verletzungen immer abgedeckt werden. Hierzu eignet sich beispielsweise ein Verband aus Bast oder Jute. Die Abdeckung dient dazu, Frost und Nässe aus der Wunde herauszuhalten – Frost kann durch Ausdehnung größere Schäden verursachen, Nässe wiederum führt zu Fäulnis und Pilzkrankheiten.
Ganz gleich, welche Jahreszeit: Bei jungen Bäume mit noch zarter Rinde müssen Sie den Wildverbiss stets behandeln. Ihnen fehlt noch die Widerstandskraft älterer Gehölze, bei denen kleinere Wunden in der Regel von selbst heilen. Größere Wunden decken Sie – sofern es keinen Frost gibt – mit einem Wundverschlussmittel ab. Hierzu eignet sich etwa Baumharz. Gegebenenfalls sollte die Wunde zuvor ausgeschnitten werden, damit es glatte Ränder gibt. Diese verheilen sauberer.
Tipp: Desinfizieren Sie die Wunde vor der Behandlung mit einem Desinfektionsmittel, um eventuelle Krankheitserreger abzutöten.
Häufig gestellte Fragen
Im Garten sind hauptsächlich Obstbäume durch Wildverbiss gefährdet, wobei Apfelbäume und Kirschen bei Rehen und Rotwild besonders beliebt zu sein scheinen. Überhaupt mögen die Tiere Gehölze mit hohen Anteilen an ätherischen Ölen sowie klassische Futterfruchtpflanzen gern. Dazu gehören etwa Wacholder, Vogelbeeren und andere Wildobstbäume, viele Nadelbaumarten (vor allem Tannen!) sowie Eiche, Buche, Hainbuche und Ahorn.
Besonders durch Wildverbiss gefährdet sind junge Bäume. Diese haben noch keine dicke Borke entwickelt, die den Stamm schützt. Zudem werden sie häufiger nicht nur angeknabbert, sondern gleich im Ganzen gefressen oder im Eifer des Gefechts umgeknickt. Auch ist Wildverbiss im Winter oder im zeitigen Frühjahr gefährlich, weil in die Wunden eindringender Frost weitere, irreparable Schäden verursachen kann.
Es gibt verschiedene Ursachen, die zu Wildverbiss führen. Ein häufiger Grund ist, dass es sehr viele Rehe, Hirsche, Wildschweine etc. gibt, was zu einer Konkurrenzsituation hinsichtlich der Nahrung führt und die Tiere deshalb auf Gärten ausweichen. Eine solche Situation entsteht auch in schneereichen Wintern, da das Wild in seinen angestammten Revieren nun nicht mehr ausreichend Futter findet und sich deshalb auf Wanderschaft begibt.