Heilkräuter anbauen: 21 Pflanzen mit heilender Wirkung

Heilkräuter sind in der Regel auch gleichzeitig beliebte Gewürze im Küchenkräutergarten. So besitzen viele der in den Speisen verwendeten Kräuter gleichzeitig auch eine heilende Wirkung. Die Liste gibt Aufschluss über die wichtigsten Heilkräutergewächse.
Auf den Punkt gebracht
- Heilkräuter findet man viele unter den Dolden- sowie den Lippenblütlern
- viele als Gewürzkräuter in der Küche genutzt
- an dem Zusatz officinalis im botanischen Namen wird ein in der Medizin genutztes Heilkraut erkannt
- nicht immer unbedenklich, die Wirkstoffe sollten vor dem Verzehr in größeren Mengen immer geprüft werden
- Die ersten Heilkräuter werden auf 3000 v.Chr. datiert, erste medizinische Versuche machte der Grieche „Hippokrates von Kos“ (ca. 460- 370 v.Chr.)
Inhaltsverzeichnis
- Doldenblütler (Apiaceae)
- Anis (Pimpinella anisum)
- Dill (Anethum graveolens)
- Kamille (Matricaria chamomilla)
- Kerbel (Anthriscus cerefolium)
- Koriander (Coriandrum sativum)
- Kümmel (Carum carvi)
- Liebstöckel (Levisticum officinale)
- Johanniskräuter (Hypericaceae)
- Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum)
- Lippenblütler (Lamiaceae)
- Basilikum (Ocimum basilicum)
- Bohnenkraut (Satureja hortensis)
- Brennnessel (Urticae dioica)
- Lavendel (Lavandula angustifolia)
- Minze (Mentha)
- Rosmarin (Rosmarinus officinalis)
- Salbei (Salvia officinalis)
- Thymian (Thymus vulgaris)
- Zitronenmelisse (Melissa officinalis)
- Weitere Heilkräuter und -pflanzen
- Baldrian (Valerianae officinalis)
- Frauenmantel (Alchemilla xanthochlora)
- Schafgarbe (Achillea millefolium)
- Wermut (Artemisia absinthium)
- Häufig gestellte Fragen
Doldenblütler (Apiaceae)
Viele Kräuter die eine heilende Wirkung besitzen kommen aus der Familie der Doldenblütler. Das natürliche Vorkommen liegt hier oftmals im Mittelmeerraum sowie in subtropischen Gebieten. Doch auch in den heimischen Klimagebieten können diese Heilkräuterpflanzen gut kultiviert werden.
Anis (Pimpinella anisum)
- bei Erkrankungen der Atemwege
- gegen Krämpfe und Blähungen
- können allergische Reaktionen auslösen
- einjährig
- Blüte Juli bis August
- Ernte zwischen Juli und September
- gesamte Pflanze trocknen
- sonniger windgeschützter Standort
- wenig Gießen und düngen
Dill (Anethum graveolens)
- Dillsamen (Anethi fructus)
- Dillkraut (Anethi herba)
- wirken beruhigend auf Magen und Darm
- einjährig
- winterhart
- junge Blätter bei Bedarf pflücken
- Blätter trocknen oder einfrieren
- sonniger windgeschützter Standort
- Erde feucht halten
Weitere Informationen rund um den Dill:
Kamille (Matricaria chamomilla)
- Tee wirkt antibakteriell, entzündungshemmend und krampflösend
- gegen Entzündungen im Mund-Rachenraum
- bei Zahnfleischentzündung
- vereiterten Mandeln
- gegen Magen- und Darmbeschwerden
- einjähriges Kraut
- Verwendung finden die aufgekochten Blüten
- sonniger Standort
- nährstoffreicher, trockener Boden
Kerbel (Anthriscus cerefolium)
- harntreibend
- äußerlich bei chronischen Ekzemen
- roh viel Vitamin C, Magnesium, Eisen und Karotin enthalten
- einjährig
- vor der Blüte die Blätter ernten
- Blütezeit von Mai bis August
- halbschattiger Standort
- nur wenig gießen
Koriander (Coriandrum sativum)
- hauptsächlich krampflösend bei Magen-Darm-Problemen
- Korianderfrüchte enthalten ätherische Öle
- reife Samen bei nicht krankhaftem Mundgeruch einsetzbar
- einjährig
- Samen, frische Blätter und Blüten ernten
- sehr pflegeleicht
- sonniger Standort
- aufgrund Größe ggf. abstützen
Kümmel (Carum carvi)
- oft in Tee für die Milchbildung enthalten
- hilft bei Blähungen der Säuglinge
- gegen Völlegefühl
- appetitanregend
- zweijährig
- winterhart
- sonniger bis halbschattiger Standort
- sehr pflegeleicht
- auch für einen Topfgarten geeignet
Tipp: Kümmel können Sie gut in Gerichten verwenden, die ansonsten Blähungen verursachen würden, wie zum Beispiel bei dicken Bohnen oder in einem Linseneintopf.
Liebstöckel (Levisticum officinale)
- auch als Maggikraut bekannt
- nicht bei Nierenleiden oder in Schwangerschaft einsetzen
- wurde früher als Aphrodisiakum verwendet
- hilft bei Blähungen und Verdauungsbeschwerden
- mehrjähriges Kraut
- winterhart
- sonniger bis halbschattiger Standort
- benötigt im Herbst Düngung mit Kompost
- mäßig gießen
Hinweis:
Ein medizinisches Heilkraut erkennen Sie am botanischen Namen mit Zusatz officinalis. Dieser wird von Offizin abgeleitet, ein Begriff der heute bei der Zubereitung von Medikamenten in der Apotheke steht und das Heilkraut mit Vorsicht einzusetzen ist
Johanniskräuter (Hypericaceae)
Die Johanniskräuter werden auch Hartheugewächse genannt und bilden eine eigene Familie, müssen aber als Heilkraut in der medizinischen Anwendung auf jeden Fall erwähnt werden.
Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum)
- gilt als mildes Antidepressivum
- wird oft in der Menopause den Frauen verabreicht
- nicht ohne ärztlichen Rat anwenden
- bereits aus der Antike bekannt
- mehrjährig
- leicht giftig
- landwirtschaftlicher Anbau
- sonniger Standort
- pflegeleicht
Hinweis:
Es gibt viele verschiedene Arten von Johanniskräutern, die jedoch weniger im Kräutergarten sondern mehr in Blumenbeeten Verwendung finden. So setzt zum Beispiel das Polster-Johanniskraut (Hypericum polyphyllum) farbige Akzente in Mauern und Steingärten. Teppich-Johanniskraut (Hypericum calycinum) ist hingegen ein beliebter Bodendecker.
Lippenblütler (Lamiaceae)
Auch in der Pflanzenfamilie der Lippenblütler gibt es viele beliebte Küchenkräuter, die ebenfalls auch eine heilende Wirkung besitzen und daher gleichzeitig auch zu den Heilkräutern gezählt werden können. In der Küche in geringer Menge verwendet, ist die heilende Wirkung in der Regel jedoch gering, kann aber unterstützend zu anderen Medikamenten wirken.
Basilikum (Ocimum basilicum)
- reines Öl nur sparsam verwenden
- wird häufig in der Aromatherapie verwendet
- Inhaltsstoff Estragol ist allerdings gesundheitlich bedenklich
- einjähriges Kraut
- sonniger Standort
- direkte Mittagssonne vermeiden
- viel gießen
- vor Schnecken schützen
- kann Fliegen fernhalten
Probleme beim Basilikum:
Bohnenkraut (Satureja hortensis)
- als Tee für Durchfallerkrankungen
- auch bei Gallen-, Leber- und Nierenbeschwerden einsetzbar
- ebenso Schleimlöser bei festsitzendem Husten
- einjähriges Kraut
- in fast jedem Bauerngarten zu finden
- sonniger, warmer und feuchter Standort
- nur wenig düngen
- passt perfekt zu Bohnengerichten
Brennnessel (Urticae dioica)
- Brennhaare hinterlassen bei Berührung Quaddeln auf Haut
- ungefährlich aber auch sehr unangenehm
- kann unterstützend bei Rheuma wirken
- ebenso bei Gicht, Diabetes und Arthritis
- äußerlich bei Furunkeln und Fisteln
- mehrjährige, winterharte Staude
- sehr pflegeleicht
- gedeiht auf allen Böden
- sonniger bis halbschattiger Standort
Lavendel (Lavandula angustifolia)
- Duft vertreibt Insekten und Motten
- Lavendelöl entspannt und beruhigt
- gegen Unruhe und nervöse Einschlafstörungen
- gegen Kreislaufbeschwerden
- in der Fußpflege durchblutende Wirkung
- mehrjähriger, winterharter Halbstrauch
- warmer und sonniger Standort
- im Winter mit Reisig und Mulch auf Erde schützen
Weitere Informationen rund um den Lavendel:
Minze (Mentha)
- viele verschiedene Arten
- mentholhaltig oder fruchtig-frisch
- Tee gegen Übelkeit, Darmproblemen
- auch bei Erkältungen anwendbar
- winterhartes, mehrjähriges Kraut
- starke Rhizomenbildung
- Topfkultivierung empfehlenswert
- nährstoffreicher, leicht feuchter Boden
- mit Kompost düngen
- sonniger, warmer Standort
Rosmarin (Rosmarinus officinalis)
- nicht während der Schwangerschaft verwenden
- „Heilpflanze des Jahres 2011“
- Rosmarinöl gegen rheumatische Beschwerden
- auch gegen Kreislaufbeschwerden
- fördert Durchblutung
- äußerlich bei Verstauchung und Quetschungen
- mehrjähriger Halbstrauch
- sonniger Standort
- trockener Boden
- benötigt Winterschutz
Tipps rund um den Rosmarin:
Salbei (Salvia officinalis)
- nicht während einer Schwangerschaft
- nicht in größeren Mengen oder längeren Zeitraum
- entzündungshemmende Eigenschaften
- bekannt sind Salbeibonbons bei Halsentzündung
- auch gegen Verdauungsbeschwerden
- winterharter, mehrjähriger Halbstrauch
- sonniger Standort
- mäßig gießen und düngen
- benötigt Winterschutz
Thymian (Thymus vulgaris)
- „Heilpflanze des Jahres 2001“
- „Arzneipflanze des Jahres 2006“
- wirkt antiseptisch
- als Hustenlöser bei grippalen Infekten
- äußerlich bei entzündlichen Hautkrankheiten
- gegen Verstauchungen und Zerrungen einsetzbar
- mehrjähriger Halbstrauch
- trockener, kalkhaltiger Boden
- sonniger Standort
- wenig gießen und düngen
Zitronenmelisse (Melissa officinalis)
- Anwendung in der Aromatherapie
- wirkt beruhigend und ausgleichend
- gegen nervöse Einschlafstörungen und Unruhe
- winterharte, mehrjährige Staude
- sonniger Standort
- leicht feuchte Erde
- benötigt viel Kompostdünger
- kann im Topf kultiviert werden
- beruhigende Wirkung auf Magen und Darm
Hinweis:
Heilkräuter sind Pflanzen mit medizinischem Nutzen durch heilende Wirkung. Heutzutage werden viele Heilkräuter aber auch den Küchengewürzen oder den Genussmitteln zugeordnet.
Weitere Heilkräuter und -pflanzen
Auch in vielen anderen Pflanzenfamilien gibt es bekannte und beliebte Kräuter, die eine heilende Wirkung besitzen.
Baldrian (Valerianae officinalis)
- Familie der Baldriangewächse (Valerianaceae)
- nicht über längeren Zeitraum nehmen
- besser nach Rückfrage mit dem Arzt
- gegen innere Unruhe und Schlafstörungen
- winterhart
- mehrjährig
- Wurzeln werden verwendet
- sonniger bis halbschattiger Standort
- mit viel Kompost düngen
- genügend gießen
Frauenmantel (Alchemilla xanthochlora)
- Familie der Rosengewächse (Rosaceae)
- nicht in Schwangerschaft einnehmen
- gegen Beschwerden bei Menstruation und Wechseljahren
- gegen Magen- und Darmbeschwerden
- Linderung von Entzündungen in Mund und Rachen
- winterharte, mehrjährige Staude
- sonniger bis teilschattiger Standort
- regelmäßig mit Kompost düngen
- bevorzugt Lehmboden
Schafgarbe (Achillea millefolium)
- Familie der Korbblütengewächse (Asteraceae)
- „Heilpflanze des Jahres 2004“
- nicht in Schwangerschaft einsetzen
- Korblütlerallergiker sollten Pflanze meiden
- krampflösend und entzündungshemmend
- wird oft wie Kamille verwendet
- mehrjährig
- winterhart
- pflegeleicht
- sonniger Standort
Wermut (Artemisia absinthium)
- Familie der Korbblütler (Asteraceae)
- kann Allergien auslösen
- Tee gegen Magen- und Darmerkrankungen
- hilft bei Appetitlosigkeit
- Halbstrauch
- bildet Rhizome aus
- leicht giftig
- winterhart
- sonniger bis halbschattiger Standort
Häufig gestellte Fragen
Bereits bei dem in den Alpen gefundenen 5300 Jahre alten „Ötzi“ wurden zur Wundheilung genutzte Birkenporlinge gefunden. Aus Mesopotamien (dem heutigen Syrien und Irak) sind die ersten Aufzeichnungen für Heilpflanzen von etwa 3000 v.Chr. bekannt. Die wissenschaftliche Medizin wurde um 400 v.Chr. von „Hippokrates von Kos“ mit „Corpus hippocratium“ begründet.
Die Kraft von Heilkräutern wurde in den letzten Jahren wieder neu entdeckt und ist durch die bessere Forschung nach Inhaltsstoffen sowie auch aus alten Überlieferungen angestiegen. Mittlerweile werden weltweit etwa 50.0000 Pflanzenarten für Arzneien genutzt, sowohl in der modernen Medizin als Phytopharmaka als auch traditionell, in der Homöopathie, der Hildegard-Medizin sowie in der Kosmetik.
Auch wenn es sich bei Heilkräutern um natürliche, pflanzliche Stoffe handelt, sollten Sie immer bedenken, dass diese nicht unbedingt harmlos sein müssen. So können diese in großen Mengen verzehrt auch Neben- und Wechselwirkungen sowie Allergien auslösen, wie dies bei chemisch hergestellten Stoffen der Fall ist. Zudem sind einige der in Heilkräuter eingestuften Pflanzen auch leicht giftig und dürfen nicht in großen Mengen verzehrt werden.
Wenn ein Notfall passiert ist, weil vielleicht ein Kind Blätter in den Mund genommen hat, von denen Sie nicht wissen, ob es sich hierbei um eine giftige Pflanzen-Art handelt, sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen oder den Notruf wählen. Gleichzeitig können Sie auch die Giftnotrufzentrale anrufen. Die Mitarbeiter können Ihnen nach der Beschreibung weiterhelfen und sagen, ob die Pflanze giftig ist und welche Maßnahmen eingeleitet werden sollten.